… am vergangenen Donnerstag vor einer bunt gemischten Zuhörerschaft aus ihren „alten Zeiten“ auf Amrum. Warm und trocken und mit Getränken versorgt lauschte das Publikum den Erzählungen in den Räumen der Jugendherberge, die dieses Mal als Versammlungsraum diente.
Nicht immer warm und trocken hatten es die Inselbewohner während der entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegjahre. „Zu essen gab es“, erläuterte Inge. Um sich im wahrsten Sinne des Wortes über Wasser zu halten, wurden Grundangeln gelegt, Eier der Brandenten und Möwen gesammelt, Stücke des angespülten Wales nach Hause geholt und eigenes Vieh geschlachtet, wobei gelegentlich auch mal eins abhandenkam, wenn man es nicht bewachte. Alles andere war Mangelware, so zum Beispiel Heizmaterial. Holzdielen wurden verfeuert, so dass in einigen Häusern nur noch die übrigblieben, auf denen die Bettpfosten standen. Auch Bomben fielen auf Amrum und einige Türme der großen Häuser verloren ihre Spitze durch Flieger.
29 Inselkinder besuchten zunächst die Schule in Wittdün. Alle saßen, wie damals üblich, gemeinsam in einem (kalten) Raum und wurden von einer Lehrkraft unterrichtet. Mit den Flüchtlingen stieg die Zahl auf 129 und später mit dem Zuzug der Danziger Glaubensflüchtlinge auf 165. Immerhin verfügte die Schule dann schon über drei Lehrer. Papiertüten wurden auseinandergefaltet und als Schreibpapier genutzt. 2 Stunden pro Tag saßen die Kinder jeweils im Unterricht, länger war es wegen der Kälte nicht möglich. Inge Sarsfields Bruder berichtete von für ihn als kleinen Jungen spannenden Erlebnissen mit den Soldaten, die sich nach den Gasmaskenübungen regelmäßig übergeben mussten. Die mitgebrachten Aufnahmen zeigten das alte Wittdün mit den nur wenigen und dafür markanten Gebäuden. Es gab Kinderheime, Hotels, kleine Villen, es gab kleine Betriebe, die alte Holzbrücke als Anleger und eben die „Baracken“ mit wechselnden Bewohnern. Die Wandelbahn musste zweimal gebaut werden, die auswärtigen Ingenieure hatten beim ersten Bau das Vorkommen von Sturmfluten auf Amrum einfach ignoriert. Bemerkenswert war auch das Foto, auf dem noch die alte Wittdüner Odde, die weit über den jetzigen Anleger hinaus ins Meer ragte, zu sehen ist.
Ein reger Austausch zwischen Jung und Alt über Erlebtes und individuelle Haltungen dazu rundete den interessanten Abend lebendig ab. An dieser Stelle sei Inge Sarsfield noch einmal herzlich für die Teilhabe an ihren Erinnerungen gedankt!
Die VHS Amrum möchte diesen Zyklus fortsetzen und freut sich über Meldungen von Amrumern und Amrumerinnen, die ebenfalls aus ihrer alten Zeit in Norddorf, Nebel, Süddorf und Steenodde berichten wollen.