Sechs Amrumer Meister ihres Faches boten Amrumer Jugendlichen und Gästekindern interessante Einblicke in Arbeit und Hobby auf der Insel. So verlief unsere erste Sommerschule.
Die Idee zu der Sommerschule der „Jungen Volkshochschule“ entstand schon vor einigen Jahren. Neben den schon bestehenden organisierten Ferienangeboten sollte es für Jugendliche eine weitere Möglichkeit geben, etwas Interessantes und Neues zu erfahren und zu tun. Gesagt – getan! Es wurden Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet, engagierte Menschen gesucht und sofort gefunden! Und in diesem Jahr konnte es endlich nach dem pandemiebedingten Aufschub losgehen.
Losgehen, ja, das sollte es eigentlich mit Dark Blome ins Watt. Aber wegen des Sturmes musste umdisponiert werden, ausfallen lassen kam nicht in Frage und so wurde aus der Wattführung eine umfangreiche Lehrstunde im heimischen Wohnzimmer. Mit Hilfe von Büchern, Karten, Anschauungsmaterialien und interessanten Geschichten entstand ein lebendiges Bild von Amrums vielfältiger Natur. Besonders beeindruckt hat einen der Teilnehmer die große Anzahl der hier ansässigen Vögel und die stete Veränderung der topografischen Verhältnisse.
Weiter ging es auf den Bauernhof von Nanning Schult. Der Jungbäuerin Caroline beim umsichtigen Melken der acht mega entspannten „Angler Rotvieh“ -Kühe zuzuschauen und mit ihnen auf Tuchfühlung zu gehen war ein besonderes Erlebnis. Die ruhige Art des Umganges mit ihnen und die tierfreundliche, muttergebundene Viehhaltung überzeugten alle Teilnehmer*innen nachhaltig. Dass das seinen Preis hat, wurde nach gründlichen Überlegungen und Berechnungen mit größtem Verständnis abgenickt. Auch der Hühnerstall mit dem großen Freilauf zog die Jugendlichen in ihren Bann. Anfassen erlaubt, welch eine Freude! Weiter ging es in die Gewächshäuser, wo jedes einzelne Pflänzchen eigenhändig vorgezogen wird. Das erspart Transportkosten und ist umweltfreundlicher. Das Ergebnis konnte probiert und begutachtet werden, so zum Beispiel aromareiche Tomaten und knackige Bohnen. Glücklicherweise verfügt der Betrieb über genügend – auch junge – Arbeitskräfte, um bestehende Projekte umzusetzen und neue auszuprobieren. Diversität ist das Motto des Hofes „mit dem schönsten Ausblick der Welt“, so der zufrieden wirkende Landwirt. Der Besuch des Hofladens mit entsprechenden Einkäufen rundete den Nachmittag in schönstem Sonnenschein ab.
Auf Natur und Landwirtschaft folgte nun der Bereich Handwerk. Die benachbarten Betriebe von Mario Bruns und Christian Peters entwickelten eine gemeinsame Idee: ein gezimmertes Vogelhaus mit Blechdach sollte es werden. Ärmel hochkrempeln und loslegen, nein, halt, erst zuhören und dann loslegen. Wunderbar vorbereitet hatten die beiden jungen Mitarbeiter Broder Tadsen und Tade Peters alle Hölzer, Bleche, Werkzeuge und Maschinen. Wie messe ich genau? Wie halte ich die Bohrmaschine? Was mache ich, wenn etwas (noch) nicht passt? Den Bleistift immer unten festhalten, die Schraube mit einem gleichmäßigen Schwung gerade in Holz bringen und üben, üben, üben. Nach zwei Stunden strahlten alle sieben Gesichter um die Wette und blickten stolz auf ihr Werkstück. Nun muss nur noch der passende Platz im Garten oder auf der Terrasse gefunden werden, so dass Meisen und andere Singvögel einziehen können.
Astronomie war das nächste Zauberwort. Kometenentdecker Jost Jahn entführte uns in die Welt des Universums, der Sterne, der Mathematik und der Fernrohre. Nach einer gründlichen Nachhilfestunde in Sachen Geografie ging es mathematisch weiter. „Astronomie hat viel mit Mathematik zu tun“, so der leidenschaftliche Sternengucker, der sich schon im Jugendalter ein wunderbares Fernrohr zugelegt hatte. Danach präsentierte Jost Jahn die verschiedenen Teleskope, mit denen man den Himmel beobachten kann – von einer einfachen „Kaufhaus“-Montierung bis zu einer elektronisch gesteuerten Montierung. Als Ziel bot sich die Sonne an, die mehrfach zwischen den Wolkenlücken hervorschaute. Die Sonnenflecken zeigten sich deutlich in der Projektion auf ein weißes Blatt Papier und auch, mit einem für den Schutz der Augen notwendigen Filter vor der Linse, im Okular. Wie spannend! Ein Blick auf und in die französische Sternwarte, in der der Komet „Jahn“ entdeckt wurde, war leider wegen dortiger unzureichender Internetverbindung an dem Tag nicht möglich.
Last but not least stand der Surfkurs mit Jochen Klüßendorf auf dem Programm. Dem Wetter angepasst trafen sich die allesamt mutigen Teilnehmer* innen kurz vor Hochwasser am Steenodder Strandabschnitt nahe der Surfbude. Auch dort gab es zunächst eine theoretische Einführung in Luv und Lee, in Gabelbaum und Mast, in Wenden und Halsen. Die gerade erworbenen Kenntnisse konnten nun bei der Trockenübung vertieft werden. Das Wenden stand an erster Stelle, denn die Sicherheit eines jeden Einzelnen hatte höchste Priorität. Zurück zur Küste kommen können war angesagt. Gut gekleidet in Neoprenanzügen ging es mit dem Brett unter dem Arm erst ans und dann ins Wasser. Auf dem Brett war dann das Halten der Balance gefordert, der richtige Griff, der richtige Stand, die korrekte Richtung – und das alles gleichzeitig. Mit viel Ausdauer und Elan stellten sich die Jugendlichen dieser Aufgabe, sie kletterten immer wieder aufs Brett, bis es dann bei jedem/jeder von ihnen zu sichtlichem Erfolg und somit zu großer Freude führte. Geschätzt wurde der kleine, individuelle Rahmen und die „brettnahe“ Betreuung des Surflehrers.
An dieser Stelle sei allen Beteiligten, die dieses Projekt möglich gemacht und tatkräftig unterstützt haben, herzlich gedankt! Auf ein Neues im nächsten Jahr! Wer gerne dabei sein und etwas anbieten möchte, kann sich ab sofort bei der VHS Amrum melden.
Ute Feddersen-Hansen